Bei RHDV-2 handelt es sich, wie auch bei der „klassischen“ Chinaseuche (RHDV-1), um eine hochansteckende, tödlich verlaufende Viruserkrankung, die durch ein Calicivirus verursacht
wird.
Dieses mutierte Virus trat erstmals 2010 in Frankreich auf und hat die herkömmliche Variante mittlerweile weitgehend verdrängt. In Deutschland wurde das Virus erstmals im Oktober 2013
in NRW nachgewiesen. 2016 hat es deutschlandweit seinen Höhepunkt erreicht. Das Virus tritt deutschlandweit auf.
Übertragung:
Eine Übertragung erfolgt von Tier zu Tier, durch Insekten, Personen, Futter, Gegenstände und Tröpfcheninfektion über die Luft.
Symptome:
Die Inkubationszeit beträgt 1 bis 3 Tage. Die Tiere versterben innerhalb weniger Stunden nach Entdecken der Symptome. Oft werden gar keine Anzeichen beobachtet. Zu den Symptomen
können zählen: Appetitlosigkeit, Fieber, Untertemperatur, schnelle Atmung, kraftlos, Gelbsucht, Krampfen, Atemnot/Ersticken. Blut tritt bei dieser Variante nicht so häufig aus, wie
bei RHDV-1. Überlebende Tiere können zeitweise das Virus weiter ausscheiden.
Was Betroffene tun können:
Bei plötzlichen Todesfällen durch die vorgenannten Symptome sollte mittels Leberprobeneinsendung an das Friedrich-Löffler-Institut
(sofern dort Kapazität vorhanden ist) auf RHDV-2 untersucht werden. Alternativ kann man sich bei den örtlichen Veterinäruntersuchungsämtern erkundigen, ob diese den Typ 2
differenzieren können. Bis zum Ergebnis dürfen keine neuen Kaninchen angeschafft werden.
WICHTIG!
Bereits beim Verdacht sollte entsprechend desinfiziert werden, um den Infektionsdruck für die anderen Tiere zu mindern. Hierzu sind spezielle Mittel, die gegen unbehüllte Viren wirken
(„viruzid“), notwendig. Mittel gegen behüllte Viren („begrenzt viruzid“) sowie andere handelsübliche Desinfektionsmittel sind nicht ausreichend. Der komplette Kaninchenbereich sollte
hiermit möglichst desinfiziert und gründlich wieder abgewaschen werden. Material aus Holz wird am besten vernichtet oder für mindestens 3 Monate eingelagert. In Außengehegen sollte
die Erde 50 cm abgetragen werden. Steine können abgeflammt werden. Für die Händedesinfektion eignet sich Sterillium virugard.
Aufnahme von neuen Kaninchen:
Da das Virus ohne Wirt 3,5 Monate (bei konstant 25° Grad) bis 7,5 Monate (bei konstant 4° Grad) überleben kann, rät das Friedrich-Löffler-Institut sowie IDT eine Wartezeit von
mindestens 3 Monaten nach dem letzten Todesfall einzuhalten. Es sollten nur durchgeimpfte Tiere mit den „Überlebenden“ vergesellschaftet werden. Eine vorherige Quarantäne sollte bei
jedem neuen Tier
eingehalten werden, auch wenn kein RHD-Verdacht besteht.
Impfungen:
Derzeit gibt es in Deutschland noch keine zugelassenen Impfstoffe, welche einen RHDV-2-Virenstamm enthalten. Die in Deutschland verfügbaren Impfstoffe schützen nur unzureichend. Bei
monovalenten Impfstoffen (z.B. „Cunivak RHD“) wird teilweise eine Kreuzimmunität aufgebaut. Jedoch gab es auch bei korrekter Grundimmunisierung bereits bestätigte Todesfälle.
Den sichersten Schutz vor RHDV-2 bieten momentan die Impfstoffe „Filavac VHD K C+V“ (Frankreich) sowie „Cunipravac RHD Variant“ (Spanien). Diese Impfstoffe können derzeit nur mit
einer entsprechenden Sondergenehmigung vom Tierarzt importiert werden. Viele Tierarztpraxen in Deutschland verimpfen diese Impfstoffe bereits. Alternativ kann eine Impfung in den
Niederlanden
oder Frankreich erfolgen.
Der spanische Impfstoff „Cunipravac RHD Variant“ befindet sich derzeit unter dem neuen Namen „ERAVAC“ im europaweiten Zulassungsverfahren. Wann dieser offiziell in Deutschland
verfügbar ist, ist noch nicht bekannt.
Quelle: https://www.facebook.com/groups/1740104862914772/